12 August 2019

Wie ein D-Zug

Glaubt mir, normalerweise liebe ich es, meine Kaleido zur Schau zu stellen. Ich trage sie irgendwo an meinem Oberarm, passend zu meinem bunten Outfit, und trage sie mit Stolz.

Wenn Leute auf der Straße meine Kaleido bemerken, sind sie ziemlich neugierig und scheuen sich nicht, nachzufragen: „Entschuldigung, darf ich fragen, was das für ein Ding an deinem Arm ist?“ Danach folgt ein langer Vortrag über Diabetes, den Unterschied zwischen Typ 1 und 2 und dass es so etwas wie „milden“ Diabetes nicht gibt. Lehrerin ist eben Lehrerin. Ich genieße diese Gespräche immer sehr; ich mag es, andere dafür zu sensibilisieren. Manchmal rede ich so enthusiastisch über Kaleido, dass sogar Nicht-Diabetiker eine wollen!

Vor Kurzem bin ich mit dem Zug in den Süden der Niederlande gefahren, um meinen Vater zu seinem Geburtstag zu besuchen. Weil der erste Zug Verspätung hatte, war ich für meinen Anschlusszug in Eindhoven spät dran. Und dann wurde mir plötzlich klar, dass ich meinen Fahrschein verloren hatte. Die Umsteigezeit war ohnehin schon knapp, und dann musste ich das auch noch klären. Es waren 26 Grad, und ich rannte wie verrückt durch den Bahnhof mit all den Geschenken in meiner Einkaufstasche. Ich schwitzte, rannte aber weiter, bis ich den Ticketschalter erreichte.

Ich versuchte zu erklären, was passiert war, aber meine Worte klangen eher wie Kauderwelsch. Mist: eine Hypo. Nur noch sechs Minuten bis zur Abfahrt meines Zuges. „Ja, ich habe meinen Fahrschein verloren. Ich glaube, ich habe ihn im Zug liegen lassen.“ „Oh, dann müssen Sie zum Ticketschalter auf der anderen Seite des Bahn… Was ist das an Ihrem Arm, wenn ich fragen darf?“ Während ein Mitarbeiter versuchte, mir zu erklären, wohin ich musste, wollte der andere alles über „das Ding“ an meinem Arm wissen. Als ich mir eine Dextrose-Tablette in den Mund steckte, blickte ich auf die Uhr: eine Minute bis zur Abfahrt des Zuges. Ich holte tief Luft und beschloss, die Situation hinzunehmen. Ich war sowieso zu spät dran. „Also, das ist meine Insulinpumpe…“

Über Inge
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Mein Name ist Inge, ich bin 27 Jahre alt und gehöre seit 2013 dem Typ-1-Club an. Von dem Moment an, als ich die Diagnose erhielt, ging ich meinen Diabetes mit so viel Positivität wie möglich an und versuchte, diese mit meinem Umfeld zu teilen. Ich war ehrenamtlich bei der Stichting ééndiabetes tätig und bin derzeit Moderatorin der Facebook-Gruppe „Jongvolwassenen en diabetes“. Fast drei Jahre lang nutzte ich Omnipod, aber seit drei Jahren bin ich untrennbar mit Kaleido verbunden. Ich bin Französischlehrerin an einer Schule in Rotterdam und auch hier sehr offen mit meinem Diabetes (ich kann ihn mit einer so hübschen und auffälligen Pumpe an meinem Arm kaum verbergen). Außerhalb der Arbeit treibe ich gerne Sport und treffe mich mit Freunden. Außerdem bin ich Hobby-Barista und Bierliebhaberin.